Forschung zu nicht-pharmakologischen Interventionen zur Vorbeugung bipolarer Störungen bei Jugendlichen

Die Kinder bipolar Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, selber an einer bipolaren Störung zu erkranken. Am Jahrestreffen des American College of Neuropsychopharmacology (ACNP, 6.-10. Dezember 2015, Hollywood, Florida), eines der weltweit wichtigsten Treffen von Experten der psychiatrischen Forschung, wurde die Vorbeugung bipolarer Störungen bei jungen Menschen besprochen.

Ein wichtiger Teil der Forschung beschäftigt sich mit der Erkennung von Jugendlichen mit einem erhöhten Risiko, eine bipolare Störung zu entwickeln. Diese Erkennung ist wichtig, um gezielt vorbeugende Massnahmen zu entwickeln und anzuwenden.

Neue psychologische Studien bestätigen, dass Jugendliche mit erhöhtem Risiko für bipolare Störungen sich kaum von anderen Jugendlichen unterscheiden. Risiko-Jugendliche sind etwas weniger belbastbar und erleben häufiger Stimmungsschwankungen. Die Unterschiede sind aber zu gering, um aufgrund psychologischer Untersuchungen eine verlässliche Prognose zu stellen.

Herkömmliche Methoden der Neuroradiologie haben bisher ebenfalls keine Hinweise auf das Bipolar-Risiko geliefert. Das heisst, die Hirnstruktur, wie sie ein normales MRI abbildet, ist bei Jugendlichen mit einem erhöhten Risiko unauffällig. Neue Forschung zeigt nun, dass eine neue MRI-Methode zur Darstellung weisser Hirnsubstanz, genannt Diffusor Tension Imaging, möglicherweise Hinweise auf das Bipolar-Erkrankungsrisiko gibt. Jugendliche, die später erkrankten, zeigten bereits vor Beginn der Störung diffuse Veränderungen der weissen Substanz in verschiedenen Hirnregionen. Das heisst, dass die langen Verbindungen zwischen Nervenzellen abnormal sind. Die Befunde sind aktuell noch zu wenig verlässlich, um sie ausserhalb wissenschaftlicher Studien anzuwenden.

Am Experten-Treffen wurden mögliche Interventionen zur Vorbeugung bipolarer Störungen besprochen. Aufmerksamkeits-basierte Psychotherapie kann Jugendliche mit erhöhtem Bipolar-Risiko helfen, ihre Gefühle besser wahrzunehmen und diese besser zu regulieren. Familientherapie kann dazu beitragen, familiäre Spannungen abzubauen und die soziale Unterstützung bei Belastungen zu verbessern. Die Abnahme von Angst- und Stress-Symptomen wird als Zeichen für den Erfolg solcher vorbeugenden Interventionen gedeutet. Aktuell wird auch der Nutzen von Vitaminen und von Omega-3-Fetttsäuren untersucht. Bisher gibt es keine eindeutigen Hinweise, dass die Ergänzung der Nahrung eine vorbeugende Wirkung hat.